Die Geschichte und Entwicklung des TV Stierstadt

„Trotz seiner 110 Jahre ist der TV ein moderner Verein“ titelte die Taunuszeitung am 17.09.2001 aus Anlass des 110 jährigen Bestehens.

Am 08. Juli 1891, also 80 Jahre nachdem Friedrich Ludwig Jahn auf der „Hasen Heide“ in Berlin (1811) den ersten Turnplatz errichtete und 20 Jahre nach der Gründung des Deutschen Reichs wurde in Stierstadt ein Turnverein von 14 Erwachsenen und 8 Zöglingen (unter 17 Jahren) gegründet. So steht es im Gründungsprotokoll.

Diese Gründung entsprach dem damaligen Zeitgeist. Ringsum gründeten sich Turnvereine (TV Weißkirchen 1889, Oberursel 1861, Kronberg 1862). Stierstadt und Bommersheim folgten eher spät, 1891. Sicherlich spielt für die späte Gründung die landwirtschaftlich geprägte Gemeinschaft eine Rolle. Stierstadt hatte (1900) 994 Einwohner, davon waren 30 Landwirte und 50 Haushalte mit Viehhaltung. Bei der körperlich harten und zeitlich umfangreichen Arbeit blieb wenig Zeit für andere Aktivitäten.

Gründung TV Stierstadt 1891
Turnergruppe 1938

Die „körperliche Ertüchtigung“ zum Wettkampf entsprach dem damaligen Denken. Die Einigkeit der Deutschen nach der jahrhundertelangen Kleinstaatigkeit und Unterdrückung, nicht zuletzt durch äußere Feinde, prägte ein neues Selbstbewusstsein. Dies drückt sich auch in der zweiten Strophe des 1841 zum Frankfurter Wett-Turnfest entstandenen Turnerliedes aus:

Nicht mit fremden Waffen schaffen wir uns Schutz, was uns an erschaffen, ist uns Schutz und Trutz; …

Auch das war damals „modern“.

Zunächst wurde in der Kelterhalle von Karl Sulzbach („Hirschwirt“) geturnt. Am 23.02.1897 wurde für 700 Reichsmark ein Turnplatz gekauft. Im gleichen Jahr wurde auch der Bau einer Geräte- und Unterkunftshalle beschlossen, aber erst drei Jahre später umgesetzt.

1900 erhielt der Verein Korporationsrechte, d. h. er wurde ein eingetragener Verein (juristische Person). Wie der Verein zuvor Eigentumsrecht erworben hat bleibt zu ermitteln. Zum 10jährigen Vereinsjubiläum fand am 09.07.1901 die Fahnenweihe statt. Während in den Anfangsjahren das „Turnen“, der vorgeschilderten Denkweise geschuldet, nur dem männlichen Geschlecht zugänglich war, änderte sich dies in Stierstadt am 01. Februar 1914. Es wurde eine Damenabteilung gegründet. Wiederum erkennen wir hier den Zeitgeist. Die immer mehr in die Öffentlichkeit tretenden Frauenvereine, geprägt durch Helene Lang, Louise Otto-Peters, Hedwig Dohm („Es gibt keine Freiheit der Männer, wenn es nicht auch eine Freiheit der Frauen gibt.“) und viele andere, führten zu einem Umdenken.

Der Erste Weltkrieg stoppte zunächst eine friedliche gesellschaftliche Weiterentwicklung. Nach den vorliegenden Quellen bestanden in Stierstadt um 1900 noch zwei Gesangsvereine, die freiwillige Feuerwehr (1901), der Kriegerverein, ein Gewerbeverein und zwischen 1903 und 1907 gründeten sich noch zwei Radfahrvereine. Im Gegensatz zu diesen Vereinen war der Turnverein „breiter“ aufgestellt. Neben dem Geräteturnen und der Leichtathletik gründete der Turnverein bereits 1892 eine Musikabteilung, zunächst mit Trommeln und Querflöten.

 Damit wird auch verständlich, dass er sich „gesellschaftlich“ öffnete, so dass auch anderen Interessen Raum gegeben wurde. Der 1910 gegründete Fußballclub Union Stierstadt vereinte sich am 28.08.1920 mit dem Turnverein. Dieser änderte seinen Namen in Turn- und Fußballverein Stierstadt. Nebenbei bemerkt erwarb der Turnverein als Arbeiter-Turn- und Sportverein im Juni 1929 von der Gemeinde ein weiteres Grundstück. Letzterer Name ist vielleicht insofern bedeutsam, da 1933, nach der Machtübernahme durch die NSDAP, insbesondere die Arbeiter und Sportvereine verboten wurden, denn die Arbeitersportvereine waren dem nationalsozialistisch gesteuerten Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen (DRL) nicht beigetreten.

Turnplatz Bleiche 1937/1938
Turnfest Bleiche 1937
Kerbeburschen 1937, im Hintergrund Gasthaus Adam Schreiber

Dem Protokoll vom 29.04.1933 ist zu entnehmen, dass auch der Turnverein Stierstadt den Anweisungen und Richtlinien zur Einführung des Wehrsports unterworfen wurde.

Folgende Passage aus dem selben Protokoll:

 „Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsitzende der Versammlung mit, dass der Vorstand in Folge der in vielen Turnvereinen stattfindenden Umwälzungen sich wünscht, dass ihm von der heutigen Versammlung das volle Vertrauen ausgesprochen wird. Der Vorstand ist bereit den Saal auf einige Zeit zu verlassen, damit sich die Versammlung klar aussprechen kann. Alles ist in Schweigen gehüllt bis endlich der alte Turnbruder Kaspar Bender sich zu Wort meldet. Er wünscht, dass der Vorstand den Saal nicht verlässt und erklärt, dass die Turnerschaft schon immer seine Schuldigkeit getan hat und dass der Vorstand das volle Vertrauen genießt. Der Vorsitzende stellt die Frage ob jemand gegenteiliger Meinung sei, was aber nicht der Fall ist.“

 Im Protokoll vom 20.05.1933 ist festgehalten, dass nach dem Deutschlandlied auch das Horst-Wessel-Lied gesungen wurde, bevor der „neue Führer des Vereins“ gewählt wurde. So aufschlussreich können Protokolle sein. Zum Turnerball 1926 sorgte noch die Homburger Jazzkapelle gleich für die richtige Stimmung (Protokoll vom 1.1.1927, der Vorstand tagte wohl auch am Neujahrstag).

Laut Oberurseler Lokalanzeiger vom 28.08.1934 nahm der TV Stierstadt in Gruppe 2 an Position 9 am Festzug zum „50jährigen Jubiläum der Jahngemeinschaft Oberursel e.V.“ teil.

1936 trat der bisherige Vorsitzende (jetzt Vereinsführer) aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die „Unterführer“ wurden nicht mehr gewählt sondern vom „Vereinsführer“ bestimmt. Anlässlich der ersten Ernennung dieser „Unterführer“ verweigerten einige die Übernahme der Funktion. Die Broschüre der Stadt Oberursel „Gemeinde Stierstadt 1960-1972“ berichtet:

„Nach der Machtübernahme durch die NSDAP sollten die Vereine gleichgeschaltet werden. Dazu kam es in Stierstadt nicht. Die Vereine lösten sich auf.“

Die Gleichschaltung erfolgte 1938. In der Zeit zwischen 1933 und 1945 dienten die Deutschen Turnfeste vor allem der politischen Propaganda. Am Deutschen Turnfest in Breslau 1938 nahmen auch Turner aus Stierstadt teil und feierten 3 Siege. Im Protokollbuch (Seite 378) heißt es in einer Eintragung zum Deutschen Turnfestin Breslau:

„Ganz besonders gut hielten sich unsere Mädchen, gelang es doch unserer Vorturnerin Ella Werther den 13. Sieg zu erringen. Aber auch Rosel Aumüller ging nach hartem Kampf als Siegerin hervor. Bei den Turnern war es der Männerturnwart Eugen Weigand der den Sieg errang.“

Fastnacht 1937

Auch hier zeigt sich das Geschehen im Turnverein als Spiegel des gesellschaftlichen Lebens in Stierstadt.Dass der 2. Weltkrieg ebenso wie der 1. Weltkrieg seine Spuren im Vereinsleben hinterließ steht außer Frage. Es waren viele Vereinsmitglieder gefallen, denen traditionell am Totensonntag gedacht wird.

Der Festschrift zum 100jährigen Vereinsjubiläum ist zu entnehmen, dass wesentliche Archivunterlagen des Vereins bei einem Brandbombenangriff auf Stierstadt (im März 1945) mitsamt der Vereinsfahne im Saal der „Wirtschaft-Metzgerei-Taunus“ (Taunuswirt) verbrannt sind.


1200 Jahrfeier 1950

Unbestreitbar ist aber auch, dass die Stierstadter und insbesondere die Mitglieder des Turnvereins ein lustiges lebensfrohes „Völkchen“ sind. Die festen Feiern des Turnvereins wie der Turnerball zu Weihnachten oder der Hexenball zu Fastnacht fanden nach den Kriegen wieder statt. Bereits 1945 wurde die Sport- und Kulturgemeinde gegründet. Unter diesem Dach waren offensichtlich alle Stierstadter Vereine vereint, so zum Beispiel auch der der Chor „Taunusliederzweig“. Am 28.08.1948 gab der Vorsitzende der Turnabteilung der Sport- und Kulturgemeinschaft bekannt, dass sich diese zum 31.08.1948 auflöst. Am 11.11.1948 wurde die Tätigkeit des Turnvereins wieder aufgenommen, allerdings ohne Fußballabteilung. Seit Oktober 1945 gab es bereits wieder einen eigenständigen Fußballverein in Stierstadt. Weshalb die Aufnahme der Tätigkeit des Turnvereins gerade am 11.11. erfolgte? Vielleicht weil der Turnverein damals auch noch der Veranstalter einer Fremdensitzung zu Fastnacht war. Berühmt waren noch zu Beginn der 70er Jahre die „Hexenbälle“, zu denen am Fastnachtsdienstag zu fortgerückter Stunde maskierte Damen erschienen und mit den Herren ihren Schabernack trieben. Ein Großteil der Herren allerdings stand dann in „vierer Reihe“ vorm Tresen.

Zu Ende des 2. Weltkrieges (1945) hatte Stierstadt 1.482 Einwohner, fünf Jahre später (1950) waren es 1.936 Einwohner. An den in Hessen unterzubringenden ca. 600.000 Flüchtlingen und Vertriebenen hatte auch Stierstadt seinen Anteil. In den folgenden Wiederaufbaujahren wurde der TV Stierstadt zum „Integrationsort“, er verband Einheimische und Flüchtlinge, so dass Letztere zu „Eigeplackten“ werden konnten.

 In den jetzt folgenden Wiederaufbaujahren erfüllte sich ein großer Wunsch des Turnvereins. Wer Sport betreibt benötigt einen Treffpunkt, eine Übungsstätte. In den Gründungsjahren fand das Training wechselweise in den Sälen des Hirschwirtes und des Taunuswirtes (heute Gartenstraße 16) und im Freien auf der Bleiche (heute etwa das Areal auf dem die Raiffeisenbank steht) statt. In den 1920er Jahren erwarb der Turnverein, wie bereits erwähnt, ein Grundstück von der Gemeinde Stierstadt. Nach vierjähriger Bauzeit und viel Eigenleistung der Mitglieder wurde 1965 die eigene Turnhalle in der Platanenstraße bezogen.

Auch hier steht der Turnverein im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Die eigene Turnhalle war Grundlage und Auslöser für neue sportliche Aktivitäten. Gleich 1966 gründeten sich eine Tischtennisabteilung sowie eine Abteilung für Frauengymnastik. Bemerkt werden muss hier, dass zur 60-Jahrfeier des Turnvereins 1951 bereits ein Tischtennisturnier stattfand. So steht zu vermuten, dass diese Sportart in lockerer Form schon ausgeübt wurde.

Auch die bisherige Musikabteilung (Spielmannszug) veränderte sich. 1968 wurden Blech- und Holzblasinstrumente angeschafft und somit eine heute sehr geschätzte Musikabteilung geschaffen, welche eigene Konzerte veranstaltet ( z. B. Konzert zum Vatertag in der Turnhalle, Adventskonzert in der St. Sebastians-Kirche sowie zu Fronleichnam). Besonders ist hier das Engagement bei der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen hervorzuheben.

Die Entwicklung ging weiter. Angeregt durch den Gedanken der europäischen Partnerschaften beschloss die Gemeindevertretung Stierstadt die Suche nach einer passenden Partnerschaft. Auf Anregung des Verschwisterungsausschusses in Straßburg knüpft Stierstadt 1969 ersten Kontakt mit der Gemeinde Ursem in Noord-Holland. Himmelfahrt 1970 fuhren ca. 50 Stierstadter Sportler, darunter auch Mitglieder des Turnvereins, nach Ursem. Am Gegenbesuch im August des gleichen Jahres nahmen ca. 108 Sportler aus Ursem teil. Die Ursemer spielten Volleyball, noch im selben Jahr gründete sich eine Volleyballabteilung des Turnvereins. In den folgenden Jahren beleben vorrangig Eigeninitiativen der Mitglieder, welche vom Vorstand dankbar unterstützt werden, das Vereinsleben. Der Bereich Gymnastik ist hier ein schönes Beispiel. Er unterteilt sich in etliche Untergruppen, von Aerobic über altersgerechte Gymnastik und Fit Kids bis hin zu den Senioren und dem zurzeit sehr nachgefragten Body Workout. Wobei hier auch „Sternschnuppen“ im Sinne von Eintagsfliegen dabei sind! Aber auch solche Versuche gehören zum Ganzen.

 Die Leichtathletik der Jugend und das Turnen für Kinder sind immer wieder abhängig von Übungsleitern, welche nicht in gewünschter Personenzahl zur Verfügung stehen, die entsprechenden Aktivitäten sind daher großen zeitlichen Schwankungen unterworfen. Das ursprüngliche Turnen, das Geräteturnen, ist nicht mehr im Angebot. Die Suche aller Vereine nach Übungsleitern ist auch „eine Jagd nach den Köpfen“. Mit Aktionen wie dem „Tag der offenen Tür“ oder „Sporttag des Vereins“ wurde nicht nur um weitere Mitglieder sondern auch um Übungsleiter geworben.

 Im Zuge der Breitensport-Wellen entstand 1982 auch ein Lauftreff, welcher eine Zeit lang großen Zuspruch fand. Mit seinen Staffelläufen nach Ursem zur Partnerstadt (1984) und Greiz/Thüringen im Jahr der Deutschen Einheit (1990), wurden eher unbewusst zeitpolitische Themen auf sportliche Art aufgegriffen. Zur Stierstadter Kerb, welche im Jahresturnus (laut Quelle „Stierstadt 1960 bis 1972“) seit 1970 als Zeltkerb über 3Tage durch jeweils wechselnde Vereine ausgerichtet wird, auch durch den Turnverein, fand erstmals 1985 ein Kerbelauf statt, welcher sich für 28 Jahre etablierte.


1994 bot der Turnverein auch Badminton an. Das Training zum Sportabzeichen und dessen Abnahme, das Wandern (zurzeit kein verantwortlicher Organisator) gehören und gehörten ebenso zum Breitensportangebot wie das Tanzen in den 1990er Jahren. Letzteres belebte und initiierte auch die jährliche Silvesterparty in der Turnhalle, welche die Nachfolge vom Turnerball angetreten hat.

Ohne die Nutzung der Schulsporthallen der in den Jahren 1965 bis 1969 sich entwickelnden „Integrierten Gesamtschule Stierstadt“ wäre der notwendige sportliche

Raum nicht gegeben gewesen. Aber auch andere Sportvereine aus der Nachbarschaft nutzten diese Schul-Sportanlagen (Turnhallen und Sportplatz mit Leichtathletik-Einrichtungen). So wurde es notwendig, zusätzliche Flächen zu schaffen. Im politischen Raum wurde über ein „Bürgerhaus“ diskutiert. Die früheren Gasthaussäle standen entweder nicht mehr zur Verfügung oder erfüllten nicht mehr die allgemeinen Ansprüche. Im Flächennutzungsplan für das Stadtgebiet Oberursel (Stierstadt ist seit dem 01. April 1972 ein Stadtteil von Oberursel) wurde dafür im Gebiet der Wiesenmühle eine Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen. Da alles aber auch immer eine Frage des Geldes ist, bot sich fürs erste eine Erweiterung der Turnhalle in der Platanenstraße an. Die Stadt Oberursel unterstützte daher die vom Turnverein geplante Erweiterung der Turnhalle finanziell mit der Maßgabe, dass neben dem Vereinssport dort zum Beispiel auch Bürgerversammlungen stattfinden können. Der Turnverein selbst finanzierte seinen Baukostenanteil unter anderem aus den Einnahmen der Stierstadter Zeltkerb und dem Sammeln von Altpapier. Letzteres war damals noch nicht von den Kommunen übernommen worden. Einen Großteil der Arbeiten, wie beispielsweise das Aufschlagen des Dachgebälks oder das Fliesen der Sanitäranlagen, erfolgte als freiwillige Leistung durch die Mitglieder. 1991 konnte die neue Halle bezogen werden.

Richtfest Vereinsturnhalle 1991
Neubau Vereinsturnhalle 1991

2008 erwarb der Turnverein ein mit einem eingeschossigen Gebäude bebautes Nachbargrundstück. Dieses Gebäude wurde 2014 so umgebaut, dass es als Büro genutzt werden kann. Damit sind auch die Voraussetzungen geschaffen, mit einem zeitgemäßen Management die Geschäfte mit einer bezahlten Arbeitskraft zu führen. Der Turnverein ist dann, zumindest organisatorisch, auf Augenhöhe z. B. Mit den privaten Betreibern von Fitnessstudios. Diese baulichen Tätigkeiten erlaubten es dann auch 2007, dass der Turnverein auch eine Karate-Abteilung, in dem Shotokan-Karate gelehrt wird, aufzunehmen. Eine Sportart, welche Flexibilität, Koordination, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer lehrt.

Der Turngau Feldberg veröffentlichte 1995 eine „gauweite“ Untersuchung, in der auch gefragt wurde, wieviel Geld die Vereine in die Betreuungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche investieren, denn kaum ein ausgebildeter Übungsleiter oder Sportlehrer arbeitet ausschließlich für ein Dankeschön. Bei einem Stundensatz von 15,00 DM ermittelte der Turngau Leistungen von locker 1,2 Millionen Deutsche Mark. Diese Kosten wurden aus Vereinsmitteln (Eigenleistungen) gezahlt. Es wäre interessant zu untersuchen wie dies heute, 10 Jahre später, im TV Stierstadt aussieht. Dabei sollten dann auch die Angebote, welche den demographischen Wandel und der gesteigerten Fitness der Senioren geschuldet sind, Berücksichtigung finden. Ohne Zweifel findet auch durch den Turnverein Stierstadt neben der „Gemeinschaftspflege“ eine deutliche Entlastung für die kommunale Kasse statt. Fazit ist, um es im heutigen politischen Stil auszudrücken: „Ein aktiver Turnverein Stierstadt ist auch ein Standortfaktor.“

Während es 1914 eine Besonderheit war, dass Damen turnten, stellen Frauen im Turnverein sowohl bei den Aktiven als auch bei den Übungsleitern heute die Mehrheit. Es stellt sich so gesehen die Frage, warum diese sich nicht in den Vorstand wählen lassen?

Wie in der Vergangenheit und im Heute wird der Turnverein Stierstadt sich den Herausforderungen der sich wandelnden Gesellschaft stellen müssen. So auch dem aktuellen Thema der Integration von Migranten. Zugezogene finden wie in der Vergangenheit über die Vereinsmitglieder Zugang zur Gemeinschaft, und die Vereinsmitglieder lernen aus anderen Kulturen.

 Der Turnverein Stierstadt ist auch mit 125 Jahren ein wahrhaft moderner, lebendiger Verein. Das gemeinsame sportliche Erlebnis führt häufig auch zu gemeinsamen privaten Unternehmungen; von Ausflugsfahrten über Wanderungen bis hin zu Konzert und Theaterbesuchen.


Quellenangaben:

1. Chronik der Gemeinde Stierstadt von August Korf (Nachdruck von 2010)

2. Festschrift „100 Jahre TV-Stierstadt“

3. Festschrift „90 Jahre TV-Stierstadt“

4. Festschrift „1250 Stierstadt“

5. Stierstädter Hefte, Band 1 bis 3

6. Stadtarchiv Oberursel (mit Unterstützung von Frau Bott)

7. Wikipedia

8. Archiv des Turnverein Stierstadt (Presseordner aus den Jahren 1985 bis 2015)